5. Optik und Geschmack: Das Auge trinkt mit
„Wenn’s schön aussieht, muss es doch auch gut schmecken… oder?“ – Jeder, der jemals von einer perfekt aussehenden Spezi enttäuscht wurde.
Schmeckt eine Spezi besser, nur weil sie gut aussieht? Die kurze Antwort: ja – meistens. Unser Test zeigt, dass es eine klare Tendenz gibt: Je besser die Optik bewertet wurde, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch der Geschmack eine höhere Punktzahl erreicht hat.
Doch bevor wir hier vorschnelle Schlüsse ziehen – Optik ist zwar wichtig, aber nicht alles. Es gibt immer Ausnahmen, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Einige Spezis sahen beeindruckend aus, konnten geschmacklich aber nicht mithalten. Andere wiederum waren optisch nicht gerade ansprechend, haben aber durch ihre geschmackliche Qualität überzeugt.
Beim Blick auf die Grafik zeigt sich eine deutliche positive Korrelation, was bedeutet, dass eine optisch ansprechendere Spezi im Durchschnitt auch besser schmeckt. Konkret zeigt die berechnete Steigung von 0,54, dass eine um einen Punkt bessere Optikbewertung den Geschmack im Schnitt um 0,54 Punkte verbessert. Das bestätigt, dass das visuelle Erlebnis durchaus eine Rolle spielt.
Allerdings ist der Effekt nicht allumfassend. Der berechnete R²-Wert beträgt 0,29, was bedeutet, dass zwar 29 % der Geschmacksbewertung durch die Optik erklärbar sind, aber eben auch 71 % von anderen Faktoren abhängen.
Der Trend ist klar: Je schöner eine Spezi aussieht, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie auch geschmacklich überzeugt. Doch es gibt einige spannende Ausnahmen. Während Paulaner Spezi mit einer hervorragenden Optikbewertung von 9,33 Punkten und einer ebenfalls starken Geschmackswertung von 9,00 Punkten fast erwartungsgemäß abschnitt, gab es auch Spezis, die sich optisch unter Wert verkauften. Das Original Spezi von Riegele beispielsweise erzielte eine solide 8,33 im Geschmack, obwohl die Optik „nur“ mit 7,67 Punkten bewertet wurde. Spitzenreiter der Enttäuschung war hier aber definitiv der Giesinger Kracherl Cola Mix, der mit einer Optikbewertung von 9,0 hohe Erwartungen schürte, geschmacklich jedoch mit nur 2,33 Punkten völlig abstürzte… was war da denn los?
Am anderen Ende der Skala zeigten sich jedoch auch Fälle, in denen die Optik Erwartungen schürte, die geschmacklich nicht erfüllt wurden. Isis Cola Orange konnte mit 4,00 Punkten für die Optik durchaus noch als akzeptabel durchgehen, doch geschmacklich fiel sie mit 1,33 Punkten durch. Ebenso Schwip Schwap Zero, das mit einer Optik von 4,33 noch im Mittelfeld lag, geschmacklich aber mit 1,67 Punkten nicht überzeugen konnte. Besonders drastisch war der Fall Dreh & Trink Cola-Mix. Hier bestand kein Zweifel – optisch wenig ansprechend mit einer Bewertung von 1,00 Punkten, geschmacklich sogar bei 0,00. Ein Paradebeispiel dafür, dass weder Optik noch Geschmack in der Spezi-Welt selbstverständlich gut sein müssen.
Die Daten bestätigen also eine klare Tendenz, aber keine absolute Regel. Eine schöne Optik kann das Geschmackserlebnis verstärken, garantiert aber keine Spitzenbewertung. Viele der besten Spezis überzeugten sowohl optisch als auch geschmacklich, aber es gab auch positive und negative Ausreißer. Das Fazit ist daher eindeutig: Das Auge trinkt mit – aber am Ende entscheidet die Zunge.